Lose
Handzeichnungen des XV. bis XIX. Jahrhunderts. Klassische Meister der italienischen Hochrenaissance und des XVIII. Jahrhunderts in Venedig / aus dem Besitze eines gelehrten Sammlers
Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller
Kunstversteigerungshaus Weinmüller, München, Odeonsplatz 4, Leuchtenberg-Palais (Eingang Fürstenstraße)
- Auktionstage
- Donnerstag, 13. Oktober 1938Freitag, 14. Oktober 1938
Katalog weinmueller1938_10_13, Seite 45, Los 0459
- Los-Nr.
- 0459
- Katalogtext
- [LEONARDO DA VINCI Vinci 1452-1519 Cloux] Kopf eines jugendlichen Mannes mit reichgelocktem Haare und ebensolchem Bart im Dreiviertel-Profil nach rechts. K. auf grauem Papier. 24 : 17. Gehört zu dem Blatte 12553 der Windsor-Zeichnungen und ist in den Formen des Dargestellten deutlich verwandt; die vorgeschobene Unterlippe, das rundliche Ohr, die Haar- und Barttracht und dergleichen. Allerdings erscheinen beide Köpfe nicht im selben Ausmaße der Verallgemeinerung. Das Blatt 12553 ist stärker verallgemeinert, so daß gerade deshalb seine Einordnung und Datierung schwieriger ist. Andererseits ist es etwas präziser und auch etwas auswendiger gezeichnet, während unser Kopf eher noch den Anschluß an das Naturvorbild sucht. Die Reihe dieser stetig weiter verallgemeinernden Darstellungsweise Leonardos ist an dem Frauenkopf der Windsor-Zeichnungen abzulesen, der in etwa 16 Fällen durch die Reihe der Darstellungen endlich so abstrakt wird, daß er den Jünglingskopf Nr. 12554 in gänzlicher Umdeutung des Geschlechts darstellt. Bezeichnend für den Stil des Leonardo ist die eigentümlich starke Häufung der Spiralen in Haar und Bart. Aus der ursprünglichen Vorlage, in der vielleicht, wie Clark annimmt, ein Bildnis des Lucius Verus zu suchen ist, vielleicht vermischt mit der Erinnerung an Münzen des jugendlichen Nero, wurde ein neues Drittes. Die Lockenbildung, wie sie seit der Augustaeischen Periode an römischen Arbeiten üblich wurde, verband sich mit der eigentümlich starken Dynamik der Leonardesken Wasser- und Wolkenwirbel zu einem unpersönlichen Dritten, so daß es schwer wird, sich zu vergegenwärtigen, inwieweit sich hier die verschiedensten Regungen kreuzten. Antikes Vorbild hat Leonardos Denken mehr beeinflußt als man zunächst annehmen könnte. Wir glauben in dem Windsor-Material die Köpfe des Nerva, des Vespasian und vielleicht auch des Titus durchschimmern zu sehen. Sie unterscheiden sich deutlich von wirklichen Naturaufnahmen. Für die Provenienz des Kopfes gilt das gleiche wie für das vorige Blatt. Die Zuschreibung erfolgte erst als die Herstellung des Kataloges schon weitgehend fortgeschritten war.
- Schätzpreis im Katalog
- [k. A.]
- Eintrag im Besitzerverzeichnis
- [keine Angabe]
- Katalog Seite
- 45
- Einlieferer transkribiert
- "aus dem Besitz eines gelehrten Sammlers"
- Einlieferer normalisiert
- "aus dem Besitz eines gelehrten Sammlers" [= Sammlung Dr. Benno Geiger (1882-1965), Wien/Venedig?; vgl. Auktionskatalog Dorotheum Wien, Nr. 453: Handzeichnungen, 3.-4. Juni 1938]
- Käufer transkribiert
- Asta
- Käufer normalisiert
- Asta
- Limit laut Annotation
- 5000
- Schätzpreis laut Annotation
- 20000
- Zuschlagspreis
- 5000
- Kategorie laut Katalog
- Objektgattung
- Graphik
- Kategorien der Käufer
- Zusatzinformationen zum Verkauf
- -
- Katalogseite bei German Sales (extern, Heidelberg)
- http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weinmueller1938_10_13/0049
1938 München Graphik